Politik

Musikalische Bildung in der Grundschule

zur Stärkung der Musik im Koalitionsvertrag der neuen hessischen Landesregierung

Der BMU Landesverband Hessen nimmt wahr, dass die neue hessische Landesregierung im Koalitionsvertrag zwischen CDU und SPD für die 21. Legislaturperiode die Bedeutung kultureller Bildung anerkennt und zusagt, die erfolgreichen und etablierten Programme musikalischer Bildung zu fördern.

Wir als Verband sehen eine große Stärke der musikalisch-kulturellen Bildung in Hessen vor allem in der breiten Streuung und Schwerpunktsetzung in unterschiedlichen musikalischen Zusammenhängen. Über viele Jahre sind großartige Projekte und Programme wie JeKi, ZusammenSpiel Musik, die Musikalischen Grundschulen, Primacanta, die Musikmentor*innen Hessen, die Schulen mit Schwerpunkt Musik und vieles mehr entstanden und gewachsen, die Schülerinnen und Schülern ganz unterschiedliche, erfahrungsbezogene Zugänge zur Musik eröffnet haben und weiterhin einer finanziellen Förderung bedürfen, um erfolgreich in der schulischen Praxis zu wirken.

Im Koalitionsvertrag wird auch der Start eines Blockflötenprojekts mit Schulanfängerinnen angekündigt (Seite 15) , was eine große Resonanz in der Presse erfahren hat.

In seiner musikpädagogischen Arbeit geht der BMU Landesverband Hessen von einem breiten Verständnis musikalischer Bildung aus: Die Grundschule ist der (einzige) Ort, der allen Kindern, unabhängig von kultureller, sozialer oder ethnischer Herkunft, frühzeitig eine gezielte musikalische Förderung bieten kann. Viele Kinder haben erst in der Grundschule die Möglichkeit, systematisch und nachhaltig Musik zu lernen. Damit erhält die Grundschule auch die Verantwortung, das Erleben von Musik als ästhetischer und sozialer Praxis in seiner gesamten Breite zu fördern und Kinder mit einem breiten Spektrum musikalischer Tätigkeiten vertraut zu machen: Singen, Spiel auf (elementaren) Instrumenten, Musik erfinden, sich zu Musik bewegen, Musik in andere Ausdrucksbereiche übertragen, Musik hören, über Musik sprechen und nachdenken und auch Wissen über Musik erwerben.

Viele musikalische Fähigkeiten und Fertigkeiten entwickeln sich in den ersten 10 Lebensjahren besonders stark und benötigen gerade dann eine gezielte musikalische Förderung. Wenn unterschiedliche Zugänge zu Musik ineinandergreifen, sich Eindrücke vernetzen und verstärken, können Kinder sensibel und aufnahmefähig für musikalische Phänomene und Erfahrungen werden, sich als musikalisch selbstwirksam erfahren, am Musikleben in seiner Breite teilhaben und selbstbestimmt ihren eigenen Zugang zur Musik finden.  Die veränderte Mediennutzung und -zugänglichkeit prägen Hörgewohnheiten schon im Grundschulalter weitaus stärker als beispielsweise noch vor 10 Jahren. Der Musikunterricht in der Grundschule kann in dieser prägenden Phase die Bedürfnisse und Präferenzen der Kinder aufgreifen, die in ihrer lebensweltlichen Auseinandersetzung mit Musik entstehen. Das Hören von Musik und der Umgang mit Musik unterschiedlicher Stile und Genres erhalten damit vor allem in den ersten Schuljahren verstärkte Bedeutung und sind wesentliche Bedingung, um eine musikalisch anregende Lernumgebung zu schaffen.

Wenn Musikunterricht auf das Erlernen eines bestimmten Instruments verkürzt wird, wird er diesem Auftrag einer breiten musikalischen Bildung nicht gerecht, zumal für den Musikunterricht in den ersten Schuljahren lediglich eine Unterrichtsstunde vorgesehen ist. Der Unterricht auf allen Instrumenten erfordert eine spezielle Expertise; sie kann, wenn Lehrkräfte nicht entsprechend vorgebildet sind, nicht kurzfristig oder durch begleitendes Unterrichtsmaterial erworben werden.

Der BMU Landesverband Hessen strebt einen intensiven Austausch mit dem Ministerium für Kultus, Bildung und Chancen an, um auch weiterhin die Vielfalt musikalischer Zugänge im allgemeinbildenden Musikunterricht und die Breite musikalischer Programme in Hessen zu erhalten. Wir haben unsere Haltung in einer Nachricht an das Büro für Kulturelle Bildung im Hessischen Ministerium für Kultus, Bildung und Chancen formuliert und unsere Bereitschaft zur Mitwirkung als Fachverband signalisiert.